Kapitel 1
Bestimmt hast du über die Produktion von Filmen und Videos schon manches gehört oder das Glück gehabt, Dreharbeiten zu beobachten. Da laufen meist eine Menge Leute durch die Gegend und richtig gedreht wird nur gelegentlich.
Das Bild dieser großen Filmcrew geht dir nicht mehr aus dem Kopf und immer überlegst du, wie ein Einzelkämpfer ein Video mit allem Drum und Dran realisieren soll.
Die Schlussfolgerung: Deine Videos sollen weder im Kino noch über einen Fernsehsender ihr Publikum erreichen. Deine Zielgruppe: ein sehr überschaubarer Kreis von Zuschauern.
Videoimpressionen vom Kinderfasching der Tochter – die sind NUR für Vorführungen im Kreis der Familie gedacht. Erinnerungen an das Tischtennisturnier in der Firma sind NUR für die Kollegen und Kolleginnen gedacht.
NUR-Videos dreht man für Zuschauer, die nichts von Videos verstehen, und über keinerlei Erfahrungen in Bezug auf deren Herstellung verfügen. NUR-Video-Publikum ist es gewöhnt, sich zu langweilen, interessiert sich für nichts und glotzt trotzdem stundenlang auf den Fernsehbildschirm. Vermutlich trifft diese Beschreibung weder auf deine Verwandtschaft noch für deine Kollegen zu. Denn täglich sitzen sie vor dem Fernsehgerät, sehen Videos und äußern sich kritisch über das Gesehene. Die wenigsten deiner Zuschauer sind Medienspezialisten mit tief greifenden Kenntnissen über Videogestaltung. Ob ein Video sie jedoch langweilt oder interessiert, das wissen sie bestimmt.
Der Entschluss, keine NUR-Videos zu drehen, beweist eine hohe Wertschätzung deines späteren Publikums. Die weiteren Überlegungen gründen sich deshalb auf dem (guten) Vorsatz, die Zuschauer mit interessanten und nie langweiligen Videos zu unterhalten.
Interessante Videos, deren Betrachtung Vergnügen und Spaß macht? Vergnügen und Spaß? Was bedeutet es, Vergnügen zu haben und Spaß zu empfinden? Mit deinen ersten Videos ist das vielleicht nicht so richtig geglückt. Die Folge: schwindendes Interesse der Zuschauer an deinen Videoproduktionen. Was konkret fehlt deinen Videos? Weshalb das nachlassende Interesse?
Wir sollten ein wenig darüber nachdenken, wie Videos in den Köpfen der Zuschauer Gefühle wie Interesse, Vergnügen und Spaß auslösen. Hightech-Handy und nun auch noch Psychologie? Ja. Es wird sogar noch »schlimmer«.
Die Herstellung eines Videos ist ein Gemeinschaftswerk. Jeder Mitarbeiter hat dabei seine Aufgabe:
Die Vielfalt der Aufgaben macht Spezialisierung sinnvoll und erforderlich. Als Videoeinzelkämpfer ist es unvermeidbar, ein wenig in einzelne Fachgebiete der Spezialisten hineinzuschnuppern, Fachbegriffe zu verstehen und unverzichtbare Grundlagen und Kenntnisse zu erwerben.
Ansehen, was andere mit ihrer Kamera produziert haben. Ihre Videos ansehen und wirken lassen. Dann bewusst die Frage nach dem Gefallen oder Nichtgefallen stellen: »Die erzählte Geschichte fand ich interessant.« »Die unterlegte Musik war hinreißend.« »Wie sind die aufgenommenen Bilder entstanden?«
»Weshalb erfahre ich nicht, in welcher Stadt mit den Fachwerkbauten das Urlaubsvideo entstand? Das Video wirkt so unruhig, ständig schwenkt die Kamera herum. Die Einstellungen sind so lang und so langweilig.«
Aus den Fehlern anderer Videomacher kannst du ebenso viel lernen wie aus ihren Erfahrungen. Deshalb: heraussuchen, mitnehmen, nachmachen, was deinen Videos nützt und sie besser macht.
Videofilmer sind universalbegabt. Geschichten erfinden können sie ebenso wie mit einer Videocam umgehen, Töne einfangen und am Computer ein vorführfertiges Video produzieren.
Geld für die technische Ausrüstung, einige Euro als Dankeschön für Helfer, Tankfüllungen, Eintrittsgelder für ein Museum und ein kräftiges Frühstück in den Drehpausen bezahlen sie als Producer aus der Haushaltskasse.
Nichts kann die Vielfalt dieser Fähigkeiten besser beschreiben als der im 18. Jahrhundert entstandene Begriff Dilettant. Im Gegensatz zu Menschen, die mit einer Tätigkeit ihr täglich Brot verdienen mussten, war es den (meist adligen) Dilettanten vergönnt, ihrer Leidenschaft nachzugehen, ohne damit Geld verdienen zu müssen.
Universaldilettant in Sachen Videoherstellung ist die passende Bezeichnung für dein Tun. Nicht in einem (Film-/Video-/Medien-)Studium, sondern aus Begeisterung, Engagement und viel Hingabe hast du gelernt oder bist du dabei, der Familie, den Nachbarn und Bekannten, den Kollegen und vielleicht sogar dem Chef Vergnügen zu bereiten.
Vergnügen und Spaß schaffender Universaldilettant auf der Suche nach dem WIE. So etwa fühlen sich Videocambesitzer nach den ersten Fehlschlägen. Das Bessermachen beginnt mit einer einfachen Analyse. Was brauchen wir für interessante Videos und was fehlt uns? Als Technik steht ein Handy mit integrierter Kamera zur Verfügung. Auch mit der Menge der aufgenommenen Bilder und Töne haben wir nicht gegeizt. Für die Endfertigung steht der häusliche Computer zur Verfügung. Auf ihm ist sorgfältig ein Schnittprogramm installiert. Nur mit der Endfertigung haben wir uns bei den ersten (nicht so gelungenen) Videoprojekten etwas schwergetan. Das reichlich vorhandene Material ordnen, (aus-)sortieren, die Reihenfolge der Einstellungen festlegen, die Reihenfolge ändern. Der Weg zu einem zufriedenstellenden Videoende erscheint nicht selten wie das Irren durch ein Labyrinth. Bei Vorführungen geht es nicht ohne lange Erklärungen, Hinweise und Entschuldigungen an das Publikum. Es fehlt ein roter Faden, der die vielen gedrehten und zusammengeschnittenen Videominuten zu einem vergnüglichen Abschluss bringt.
Einen Kuchen backen, ein 3-Gänge-Menü zaubern, einen Vortrag schreiben – das braucht Zeit, wenn es gut werden soll. Beim Herstellen von Videos ist das nicht anders. Je nach Erfahrung und Umfang des geplanten Videoprojekts wirst du einen nicht unerheblichen Teil deiner Freizeit damit verbringen:
Diese Liste wird bei ersten Projekten weniger umfangreich ausfallen. Der zeitliche Aufwand für Planung und Herstellung eines Videos sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Nach ersten motivierenden Erfolgen und bei anspruchsvollen Videoproduktionen wirst du die Liste vielleicht erweitern.